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Nachruf aus dem Westfalen-Blatt
11.12.2018 um 14:47 UhrÜber viele Jahrzehnte hat Wilfried Torweihe die Geschicke seiner Heimatstadt maßgeblich mitgeprägt. Am Samstag, 1. Dezember, ist der ehemalige Stadtdirektor von Borgholzhausen im Alter von 89 Jahren gestorben.
Korrekt, fleißig, engagiert, loyal – diese Attribute fallen Altbürgermeister Klemens Keller sofort ein, wenn er an seinen langjährigen Chef denkt. Als die beiden Anfang 1980 das erste Mal aufeinander trafen – Keller hatte sich als Vize -Verwaltungschef beworben – da kannte Torweihe die Borgholzhausener Kommunalverwaltung schon seit mehr als 30 Jahren. 1943 hatte Torweihe seine Lehre beim damaligen Amt Borgholzhausen angetreten und seitdem – mit Ausnahme eines zweijährigen »Gastspiels« in Brackwede – ununterbrochen hier gearbeitet. »Er hat mir damals bei einem geheimen Treffen in einer Autobahnraststätte die Besonderheiten Piums erläutert, bevor ich mich im Rat vorgestellt habe«, verrät Keller. Es folgten zwölf Jahre intensiver Zusammenarbeit mit dem damaligen Stadtdirektor Torweihe.
Der gebürtige Casumer hat immer gern und mit großer Leidenschaft für seine Stadt gearbeitet. Das bekannte er freimütig selbst, aber auch ohne Worte wurde das an vielen Stellen deutlich. Innenstadtsanierung, die Umgestaltung der Jugendherberge zum Bürgerhaus, das Gewerbegebiet am Bahnhof, die Umsiedlung von Westfalia weg vom Uphof, Neubau von Luisenturm, Schützenhaus und Übergangswohnheim: Diese Meilensteine während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Stadtdirektor 1979 bis 1991) hätten so nicht gesetzt werden können, wenn der Chef einer kleinen Rathaus-Mannschaft nicht ein wahrer Allrounder gewesen wäre. Sein Lehrmeister, Amtsdirektor Alois Hasenkamp, muss das kommunalpolitische Talent des jungen Wilfried Torweihe erkannt haben, als er seinen ehemaligen Lehrling schnell aus Brackwede als Kämmerer zurück nach Pium holte.
Torweihes langjähriger Weggefährte Arnold Weßling beschrieb ihn einmal so: »Er hat es hervorragend verstanden, Politik mit Sachkunde und ohne Schärfe zu betreiben – bei ihm stand die Sache im Vordergrund, auf Profilierung war er nicht aus.«
Auf diese Weise hat Torweihe umso mehr an Profil gewonnen. Ganz ohne Reibungen zwischen Politik und Verwaltung blieb es freilich nicht, aber am Ende hätten immer beide Seiten profitiert, erinnert sich Klemens Keller. Auch der amtierende Bürgermeister Dirk Speckmann lernte Torweihe als durchaus kritischen, aber stets freundschaftlichen Ratgeber kennen. Denn es war das Selbstverständnis des ehemaligen Stadtdirektors, auch nach der Pensionierung einen interessierten Blick auf »seine« Stadt zu haben.
Wobei er deutlich über den Kirchturm hinaus schaute. Als Pensionär verbrachte er – wie immer unterstützt von seiner Frau Else, mit der er 62 Jahre verheiratet war – nach dem Mauerfall viel Zeit damit, die heutige Partnerstadt Lößnitz im Erzgebirge beim Aufbau einer modernen Verwaltung zu unterstützen. Auch sonst konnte von »Ruhestand« lange nicht die Rede sein. Denn nicht nur als Tenor im Männerchor Borgholzhausen blieb seine Stimme gefragt. Bis 2004 saß er im Aufsichtsrat der Kreiswohnstättengenosseschaft (KWG) und war von 1988 bis 2004 ehrenamtlicher Geschäftsführer des DRK-Hauses Ravensberg. Nicht umsonst wurde Torweihe bei seiner Verabschiedung dort mit dem »Gläsernen Kiepenkerl« ausgezeichnet – der höchsten Auszeichnung der Stadt Borgholzhausen und damit Ausdruck großer Wertschätzung.
Gedenkkerze
www.wb-trauer.de
Entzündet am 04.12.2018 um 08:31 Uhr