Günter de Bruyn

* 01.11.1926 in Berlin
† 04.10.2020

Angelegt am 09.10.2020
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Über den Trauerfall (6)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Günter de Bruyn, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Günter de Bruyn

09.10.2020 um 09:55 Uhr von Redaktion

Günter Martin de Bruyn [d? 'b???n] (* 1. November 1926 in Berlin; † 4. Oktober 2020 in Bad Saarow) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

09.10.2020 um 09:55 Uhr von Redaktion

Günter de Bruyn wurde 1926 als jüngstes von vier Kindern geboren. Kindheit und Schulzeit verbrachte er im Berliner Stadtteil Britz. 1943 bis 1945 nahm er als Luftwaffenhelfer und Soldat in der Tschechoslowakei am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft und einem Lazarettaufenthalt wegen einer Kopfverletzung fand er eine Stelle als Landarbeiter in Hessen. Nach seiner Rückkehr nach Berlin 1946 wurde er in Potsdam zum Neulehrer ausgebildet. Bis 1949 war er als Lehrer in Garlitz im Havelland tätig.

 

1949 bis 1953 absolvierte er eine Ausbildung zum Bibliothekar. Danach arbeitete er bis 1961 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR. Er war in jener Zeit auch als Dozent tätig und veröffentlichte bibliothekswissenschaftliche Arbeiten.

 

Seit 1961 arbeitete de Bruyn als freier Schriftsteller. 1965 bis 1978 war er Mitglied des Zentralvorstandes des Schriftstellerverbandes der DDR sowie 1974 bis 1982 im Präsidium des PEN-Zentrums der DDR. Beim Schriftstellerkongress der DDR in Berlin 1981 äußerte er als einer der wenigen Kritik an der Politik der DDR:

 

„[Man] hat aber, wenn man die Zeitungen aufschlägt, ein ungutes Gefühl, wenn die DDR staatlicherseits den Antikriegskampf der Christen, Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer jenseits der Grenzen begrüßt, der Antikriegskampf der Christen, Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer innerhalb der eigenen Grenzen aber behindert wird.“

 

– Günter de Bruyn (1981)

Die bereits gedruckte Erstauflage seines Romans Neue Herrlichkeit wurde auf Geheiß der zweiten Instanz der Zensur makuliert. Erst nachdem Neue Herrlichkeit 1984 in der Bundesrepublik Deutschland (bei Fischer) erschienen war, konnte es 1985 auch in der DDR erscheinen (beim Mitteldeutschen Verlag).

 

Im Oktober 1989 lehnte er die Annahme des Nationalpreises der DDR wegen „Starre, Intoleranz und Dialogunfähigkeit“ der Regierung ab. Er hat „wie kein zweiter DDR-Autor das eigene Verhalten öffentlich hinterfragt“.

 

Nach der Wende war er Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und des Kuratoriums der Akademie für gesprochenes Wort in Stuttgart.

 

Ein Sohn ist der Schriftsteller und Museumsdirektor Wolfgang de Bruyn. Günter de Bruyn lebte in Berlin und im Görsdorfer Ortsteil Blabber am Blabbergraben bei Beeskow. Er starb im Oktober 2020 im Alter von 93 Jahren im Krankenhaus von Bad Saarow.

Künstlerisches Schaffen

09.10.2020 um 09:54 Uhr von Redaktion

Günter de Bruyns Werk besteht zum einen aus häufig autobiographisch gefärbten, realistischen Romanen und Erzählungen, die sich kritisch mit dem Privatleben der Kulturschaffenden in der DDR auseinandersetzen, zum anderen aus Essays zu literaturwissenschaftlichen und historischen Themen, insbesondere zur Geschichte Preußens.

 

Er war Herausgeber einer Reihe von Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts mit Bezug zu Berlin und zur Mark Brandenburg, die unter dem Titel Märkischer Dichtergarten (mit Gerhard Wolf) erschien.

 

Großen Erfolg hatte er in den 1990er-Jahren mit den beiden Bänden Zwischenbilanz und Vierzig Jahre: Ein Lebensbericht seiner Autobiographie.

Auszeichnungen und Ehrungen

09.10.2020 um 09:53 Uhr von Redaktion

1964: Heinrich-Mann-Preis

1981: Lion-Feuchtwanger-Preis

1989: Nationalpreis der DDR (Annahme abgelehnt)

1990: Thomas-Mann-Preis

1990: Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln

1990: Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

1991: Ehrendoktorwürde der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

1993: Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste

1994: Großes Bundesverdienstkreuz (5. Oktober 1994)

1996: Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung

1996: Brandenburgischer Literaturpreis

1997: Jean-Paul-Preis zur Würdigung des literarischen Gesamtwerks

1999: Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu Berlin

1999: Fontane-Preis der Stadt Neuruppin

2000: Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik

2000: Friedrich-Schiedel-Literaturpreis

2002: Deutscher Nationalpreis

2003: Eichendorff-Literaturpreis

2005: Verdienstorden des Landes Brandenburg

2006: Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache

2007: Gleim-Literaturpreis

2007: Hanns Martin Schleyer-Preis

2008: Hoffmann-von-Fallersleben-Preis

2009: Max-Herrmann-Preis

2010: Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Vereinigung

2011: Johann-Heinrich-Merck-Preis

Werke

09.10.2020 um 09:52 Uhr von Redaktion

Über die Arbeit in Freihandbibliotheken, Berlin 1957

Hochzeit in Weltzow, Halle (Saale) 1960

Wiedersehen an der Spree, Halle (Saale) 1960

Einführung in die Systematik für allgemeinbildende Bibliotheken, Berlin 1961

Der Hohlweg, Halle (Saale) 1963

Ein schwarzer, abgrundtiefer See, Halle (Saale) 1963

Maskeraden, Halle (Saale) 1966

Buridans Esel, Halle (Saale) 1968 (zuerst veröffentlicht in „Sinn und Form“ 1963)

Preisverleihung, Halle (Saale) 1972

Der Holzweg, in: Eröffnungen. Schriftsteller über ihr Erstlingswerk. Hrsg. von Gerhard Schneider. Berlin/Weimar 1974

Tristan und Isolde, Berlin 1975

Geschlechtertausch in „Blitz aus heiterem Himmel“, Berlin 1975, S. 7–45, (Anthologie herausgegeben von Edith Anderson)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter, Halle (Saale) 1975

Märkische Forschungen, Halle (Saale) u. a. 1978

Im Querschnitt, Halle (Saale) u. a. 1979

Babylon, Leipzig 1980

Neue Herrlichkeit, Frankfurt am Main 1984

Lesefreuden, Frankfurt am Main 1986

Frauendienst, Halle (Saale) u. a. 1986

Brandenburg, München u. a. 1991 (mit Hauke Dressler)

Im Spreeland, Freiburg im Breisgau 1991 (mit Erhard Pansegrau)

Jubelschreie, Trauergesänge, Frankfurt am Main 1991

Zwischenbilanz. Eine Jugend in Berlin. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1992

Mein Brandenburg, Frankfurt am Main 1993 (mit Barbara Klemm)

Das erzählte Ich, Frankfurt am Main 1995

Was ich noch schreiben will, Göttingen 1995 (mit Ingo Hermann)

Irritation und Verstehen, Stuttgart 1995

Vierzig Jahre: Ein Lebensbericht, Fischer, Frankfurt am Main 1996

Altersbetrachtungen über den alten Fontane, Berlin 1999

Die Finckensteins. Eine Familie im Dienste Preussens, Siedler Verlag, Berlin 1999; als Taschenbuch: Berliner Taschenbuchverlag 2001, ISBN 3-442-76005-4.

Deutsche Zustände, Frankfurt am Main 1999

Preußens Luise. Vom Entstehen und Vergehen einer Legende, Berlin 2001. Als E-Book btb Verlag (TB), ISBN 978-3-641-01037-9

Unzeitgemäßes, Frankfurt am Main 2001

Unter den Linden, Geschichten um eine Straße, Berlin 2003

Abseits. Liebeserklärung an eine Landschaft. Mit Fotos von Rüdiger Südhoff, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-16663-3

Als Poesie gut. Schicksale aus Berlins Kunstepoche 1786 bis 1807. Frankfurt am Main 2006

Die Zeit der schweren Not: Schicksale aus dem Kulturleben Berlins 1807 bis 1815, S. Fischer, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-10-009834-4. E-Book ISBN 978-3-10-400743-4

Gräfin Elisa. Eine Lebens- und Liebesgeschichte, S. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-009643-2. E-Book ISBN 978-3-10-402070-9

Kossenblatt. Das vergessene Königsschloss, S. Fischer Verlag 2014

Die Somnambule oder Des Staatskanzlers Tod, S. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-10-002421-3

Sünder und Heiliger. Das ungewöhnliche Leben des Dichters Zacharias Werner, S. Fischer: Frankfurt am Main [2016], ISBN 978-3-10-397208-5

Der Sandpoet. Friedrich Wilhelm August Schmidt, genannt Schmidt von Werneuchen, Frankfurter Buntbücher 60, Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2017, ISBN 978-3-945256-98-5

Der neunzigste Geburtstag. Ein ländliches Idyll. S. Fischer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-10-397390-7

Herausgeber

Das Lästerkabinett, Leipzig 1970

Jean Paul: Leben des Quintus Fixlein, Berlin 1976

W. F. Meyern: Dya-Na-Sore, oder die Wanderer. Eine Geschichte aus dem Sam-skritt übersetzt, Mit einem Nachwort von Günter de Bruyn. Frankfurt am Main 1979 (Haidnische Alterthümer)

Theodor Gottlieb von Hippel: Über die Ehe, Berlin 1979

Friedrich de la Motte Fouqué: Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein. Nachwort von Günter de Bruyn. Frankfurt am Main 1980 (Haidnische Alterthümer)

Friedrich de la Motte Fouqué: Ritter und Geister, Berlin 1980 (Märkischer Dichtergarten)

Friedrich Wilhelm August Schmidt: Einfalt und Natur, Berlin 1981 (Märkischer Dichtergarten)

Christoph Friedrich Nicolai: Vertraute Briefe von Adelheid B. an ihre Freundin Julie S. Freuden des jungen Werthers, Berlin 1982 (Märkischer Dichtergarten)

Ludwig Tieck: Die männliche Mutter und andere Liebes-,Lebens-, Spott- und Schauergeschichten, Berlin 1983 (Märkischer Dichtergarten)

Rahel Levin: Rahels erste Liebe, Berlin 1985 (Märkischer Dichtergarten)

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Gespenster in der Friedrichstadt, Berlin 1986 (Märkischer Dichtergarten)

Theodor Fontane: Die schönsten Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Berlin 1988 (Märkischer Dichtergarten)

Friedrich August Ludwig von der Marwitz: Nachrichten aus meinem Leben, Berlin 1989 (Märkischer Dichtergarten)

Friedrichshagen und seine Dichter. Arkadien in Preußen, Berlin 1992 (Märkischer Dichtergarten)

Moritz Heimann: Die Mark, wo sie am märkischsten ist, Berlin 1996 (Märkischer Dichtergarten)

Verfilmungen

1978: Hochzeit in Weltzow

1980: Glück im Hinterhaus

1981: Märkische Forschungen

TV-Literatur-Porträt

 

„Im Windschatten der Mauer“, Günter de Bruyn – Chronist seiner Zeit, ein Film von VERA BOTTERBUSCH (www.verabotterbusch.de) 60 Min., BR 1993

 

Hörbücher

Zwischenbilanz: Eine Jugend in Berlin, Gekürzte Lesung, Gelesen von Günter de Bruyn, 6 CD, MDR 1996/ Der Audio Verlag 2001, ISBN 3-89813-154-8

Preussens Luise, Gekürzte Lesung, Gelesen von Günter de Bruyn, 140 min, Random House Audio 2005, ISBN 978-3-8371-7085-6

Neue Herrlichkeit ungekürzte Lesung mit Jürgen Hentsch, Regie: Petra Meyenburg, 364 min, mp3-CD, MDR FIGARO 2006/ Der Audio Verlag 2015, ISBN 9783862315543

Vierzig Jahre: Ein Lebensbericht, ungekürzte Lesung mit Sylvester Groth, Regie: Klaus Zippel, 515 min, mp3-CD, MDR FIGARO 2011/ Der Audio Verlag 2015, ISBN 9783862315536

Hörfunk-Produktionen

Zwischenbilanz: Eine Jugend in Berlin, vom Autor gekürzte Lesung mit Günter de Bruyn, Regie: Veronika Hübner, MDR KULTUR 1996

Neue Herrlichkeit ungekürzte Lesung mit Jürgen Hentsch, Regie: Petra Meyenburg, MDR FIGARO 2006

Vierzig Jahre: Ein Lebensbericht, ungekürzte Lesung mit Sylvester Groth, Regie: Klaus Zippel, MDR FIGARO 2011

Der neunzigste Geburtstag. Ein ländliches Idyll, ungekürzte Lesung mit Burghart Klaußner, Regie: Matthias Thalheim, MDR KULTUR 2019

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